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Magen- und Darm-Erkrankungen

4. September 2023, Karin Anderegg

Die häufigsten Magen- und Darm-Erkrankungen

Wer unter ihnen leidet, möchte sie so schnell wie möglich loswerden. Denn: Magen-Darm-Erkrankungen sind alles andere als angenehm. Im Rahmen enzymatischer, chemischer und physikalischer Körperprozesse wird die Nahrung vom Verdauungstrakt in Nährstoffe aufgespalten und ausgeschieden. Gleichzeitig gelangen Nährstoffe in den Blutkreislauf. Die Verdauungsorgane unterstützen die Entstehung von Hormonen und Blutgerinnungsfaktoren. Ein sehr komplexes System, das häufig zu Magen-Darm-Erkrankungen führt.

Welche Symptome zeigen sich bei Magen- und Darm-Erkrankungen?

Viele Betroffene fragen sich, anhand welcher Symptome sich Magen-Darm-Erkrankungen differenzieren lassen. In vielen Fällen gehen sie mit Durchfall, Bauchschmerzen und Blähungen einher. In Form von Verstopfung kann aber auch das Gegenteil der Fall sein. Ebenso gehören Völlegefühl und Sodbrennen zu den unangenehmen Begleiterscheinungen. Infolge einer Magen-Darm-Erkrankung kann sich die Verdauung allgemein verändern. Ist Blut im Stuhl erkennbar, ist höchste Wachsamkeit geboten! Allerspätestens dann ist ein Arzt aufzusuchen. Grundsätzlich gilt: Bei aussergewöhnlichen Anzeichen sollte man den Magen-Darm-Trakt genauer untersuchen lassen.

Der Magen-Darm-Trakt – ein komplexes System

Ausgehend vom Mund bis hin zum After passiert die Nahrung eine Vielzahl von Organen. Während der Mund noch in der Lage ist, die Verdauung durch Kauen zu steuern, geschieht dies im weiteren Verlauf autonom. Die Nahrung gelangt vom Rachen über die Speiseröhre in den Magen und von dort in den Dünndarm. Dieser reicht den aufgespaltenen Nahrungsbrei an den Dickdarm und später zum Mastdarm weiter. Dort angekommen, wird er über den After ausgeschieden. Auch wenn sich Bauchspeicheldrüse, Gallenblase, Leber und die Speicheldrüsen im Unterkiefer, nicht im Verdauungstrakt befinden, tragen sie wesentlich zum Verdauungsprozess bei.

Der Magen als Zentrum der Verdauung

Im gesamten Verdauungsprozess gilt der Magen als zentrales Verdauungsorgan. Mithilfe von beigemischtem Magensaft zerkleinert er die grobe Nahrung und verarbeitet sie zu einem Brei. Der Magen besteht aus einer mit Blutgefässen durchzogenen Schicht Bindegewebe, Magenschleimhaut und einer Muskelschicht. Von aussen umschliesst ihn das Bauchfell. Eine der wichtigsten Aufgaben, die der Magen beim Verdauungsprozess übernimmt, ist die Bildung eines sauren Magensaftes. Neben Magensäure besteht er aus Schleim, Wasser und Enzymen. Gelangt die Nahrung in den Magenkörper, wird sie dort zu einem Brei zerkleinert und mit dem enzymreichen Magensaft vermengt. Haften an der Nahrung Bakterien, werden sie vom Magensaft neutralisiert. Nachdem der Nahrungsbrei einige Stunden im Magen gelagert wurde, scheidet ihn dieser an den Dünndarm aus.

Der Darm und die Verdauung

Mit seinen unzähligen Windungen erstreckt er sich über eine Länge von mehreren Metern und setzt sich aus mehreren Abschnitten zusammen: Der Darm wird grob unterteilt in Dünndarm, Dickdarm und Mastdarm. Darüber hinaus ist der Dünndarm ein Organ, das aus dem Zwölffingerdarm, Leerdarm und Krummdarm besteht. Der Dickdarm wiederum setzt sich aus Kolon, Blinddarm und Wurmfortsatz zusammen. Darüber hinaus übernimmt die Darmschleimhaut während des Verdauungsprozesses eine wichtige Funktion.
Der vom Magen produzierte und an den Dünndarm weitergegebene Nahrungsbrei wird im Dünndarm von Enzymen in Eiweisse, Fette und Kohlenhydrate zerlegt. Daraus entstehen Aminosäuren, Fettsäuren und Zucker. Alle Nährstoffe, die während dieses Verdauungsprozesses nicht verwertet wurden, ziehen sich die im Dickdarm aktiven Darmbakterien. Weiterhin verschleimen sie den Nahrungsbrei und entziehen ihm zugunsten der Ausscheidung Wasser.
Im Zwölffingerdarm werden die Enzyme zur Zerlegung des Nahrungsbreis zur Verfügung gestellt, wodurch die enzymatische Spaltung in Gang gesetzt wird. Die Darmschleimhaut bildet eine natürliche, bidirektional aktive Barriere. Einerseits werden schädliche Giftstoffe und Krankheitserreger abgewehrt und andererseits werden Nährstoffe und Wasser, mithilfe guter Darmbakterien, dem Körper für die Verdauung zur Verfügung gestellt.

Der Darm als Zentrum unseres Immunsystems

Massgeblich für die Arbeit des körpereigenen Immunsystems sind die Immunzellen. Ein Grossteil, rund 80 Prozent von ihnen befinden sich im Darm. Versuchen schadhafte Mikroorganismen über die Nahrung oder eine Infektion in den Körper einzudringen, wird der Abwehrmechanismus der Immunzellen aktiv. Hierbei spielt das Darmmilieu – häufig auch Darmflora genannt – eine grosse Rolle. Diese Darmflora zeichnet sich durch zahlreiche lebende Mikroorganismen wie gute Bakterien und Pilze aus. Bei einer gesunden Darmflora erweisen sie sich für den Verdauungsprozess als sehr nützlich. Über die Darm-Hirn-Achse tauschen sich Darm und Gehirn über Botenstoffe, Mikroben, Hormone und Neuronen aus. Damit lässt sich auch erklären, dass bei negativen Einflüssen wie Stress das sogenannte "Bauchhirn" – der Darm – unerwünscht beansprucht wird.

Was sind die häufigsten Magen-Darm-Erkrankungen?

Einige Magen-Darm-Erkrankungen wie das Reizdarmsyndrom und der Reizmagen verzeichnen eine Vielzahl von Betroffenen. Ein Magengeschwür und eine Gastritis sind ebenfalls den häufig auftretenden Magen-Darm-Erkrankungen zuzuordnen. Chronisch-entzündliche Darmkrankheiten wie Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn sowie Gastroösophagealer Reflux und das Leaky-Gut-Syndrom komplettieren die Riege der Magen-Darm-Erkrankungen – einige von ihnen mit einer Vielzahl von Patienten.

Das Reizdarmsyndrom (IBS) und der Reizmagen

Wird der Darm durch äussere oder innere Einflüsse gereizt, spricht man vom Reizdarmsyndrom (IBS). Es geht mit typischen Symptomen wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen einher. Die möglichen Ursachen reichen von der Art der Ernährung über hormonelle Faktoren bis hin zu Stress.
Beim Reizmagen-Syndrom – einer funktionellen Magen-Darm-Erkrankung – sind die von Betroffenen beschriebenen Magenbeschwerden chronischer Natur. Organische Ursachen lassen sich oft ausschliessen. Vielmehr wird vermutet, dass eine ungesunde Ernährung oder ein übermässiger Konsum von Kaffee bzw. Alkohol für die Entstehung der episodisch auftretenden und unterschiedlich stark ausgeprägten Reizmagen-Symptome verantwortlich sein könnten. Gleiches gilt für mentalen Stress. Betroffene klagen hierbei über Völlegefühl, ein brennendes oder schmerzendes Gefühl im Oberbauch und Übelkeit. Ein vorzeitiges Sättigungsgefühl und Appetitlosigkeit können ebenfalls Indizien für das Reizmagen-Syndrom sein. Lassen sich nach einer umfassenden Anamnese organische Magenerkrankungen mittels Bluttest oder Gastroskopie ausschliessen, gilt es, die Behandlung massgeblich auf einen veränderten Lebensstil auszurichten. Hierzu gehören eine gesunde Ernährung, das Vermeiden ausgewählter Nahrungsmittel und Getränke, körperliche Aktivität und Techniken für ein zielgerichtetes Stressmanagement.

Das Magengeschwür

Bei einem Magengeschwür handelt es sich um eine Wunde in der Magenschleimhaut, die sehr schmerzhaft ist. Ihre Entstehung kann auf einer regelmässigen Anwendung von Schmerzmitteln basieren. Manchmal tritt sie durch eine bakterielle Infektion mit dem Helicobacter pylori Bakterium in Erscheinung. Neben Schmerzen im oberen Bauchbereich gelten Übelkeit und Erbrechen bei einem Magengeschwür als typische Symptome.

Die Gastritis

Normalerweise bildet die Magenschleimhaut zwischen Magen und Magensäure eine schützende Barriere. Bei einer entzündeten Magenschleimhaut ist von einer Gastritis die Rede. Typische Begleiterscheinungen sind Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und Übelkeit, die nicht selten zu Erbrechen führen. Wie auch beim Magengeschwür kann das Bakterium Helicobacter pylori eine Infektion auslösen. Abgesehen vom regelmässigen Schmerzmittel-Gebrauch und einem übermässigen Alkoholkonsum können auch Autoimmunerkrankungen eine Gastritis auslösen. Wird diese chronisch, steigt das Risiko für Magenkrebs. Um eine weitere Verschlechterung der Symptome und mögliche Komplikationen zu vermeiden, ist es ausgesprochen wichtig, durch einen Fachmediziner eine exakte Diagnose stellen zu lassen und eine zielgerichtete Behandlung einzuleiten.

Typische chronisch-entzündliche Darmkrankheiten: Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn

Chronisch-entzündliche Darmkrankheiten wie Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn können ebenfalls nicht nur unangenehm, sondern auch äusserst schmerzhaft sein. Bei Colitis Ulcerosa ist der Dickdarm chronisch entzündet. Starke Bauchschmerzen, Durchfall und Blut im Stuhl zählen zu den charakteristischen Symptomen. Eine Diagnose von Morbus Crohn zieht eine tiefgreifende Untersuchung nach sich. Da es sich zunächst um eine unspezifische, aber chronische Entzündung des Verdauungstrakts handelt, die jeden Teil des Verdauungstrakts betreffen kann, ist es wichtig, den Entzündungsherd exakt zu lokalisieren. Häufig befindet er sich im Dünndarm oder Dickdarm. Auch hier lauten die typischen Symptome Durchfall und Bauchschmerzen. Gesellt sich Gewichtsverlust hinzu, ist ein relevantes Indiz für Morbus Crohn gegeben.

Gastroösophagealer Reflux (GERD)

Gastroösophagealer Reflux kann immer dann auftreten, wenn sich Magensäure den Weg zurück in die Speiseröhre bahnt. Hierdurch kommt es zu Reizungen der Speiseröhren-Schleimhaut Mucosa – manchmal auch zu Schmerzen. Saures Aufstossen, Sodbrennen und Schluckbeschwerden machen GERD zu einer der unangenehmsten und im Alltag belastendsten Magen-Darm-Erkrankungen.

Das Leaky-Gut-Syndrom

Ob sich das Leaky-Gut-Syndrom medizinwissenschaftlich untermauern lässt, ist noch umstritten. Bei dieser Theorie soll die Darmwand eine erhöhte Durchlässigkeit aufweisen. Diese soll dazu führen, dass schädliche Darmsubstanzen in den Körper gelangen und dort Entzündungen verursachen. Für die Schäden sollen beispielsweise eine unsachgemässe Ernährung, übermässiger Alkoholkonsum und ausgewählte Medikamente verantwortlich sein. Ebenso sollen chronischer Stress und Autoimmunerkrankungen das Leaky-Gut-Syndrom heraufbeschwören können. Die wissenschaftliche Beweislage ist bei weitem noch nicht so umfassend, dass sie die Existenz des Leaky-Gut-Syndroms zweifelsfrei belegt. Zahlreiche Experten äusserten ihre Skepsis hierzu in der Vergangenheit wiederholt. In einigen Studien konnten bislang Hinweise auf eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmwand festgestellt werden. Dies soll im Zusammenhang mit Morbus Crohn oder Zöliakie der Fall sein. Dass gesunde Menschen Entzündungen oder andere gesundheitliche Probleme von einer erhöhten Darmwand-Durchlässigkeit davontragen, ist nicht eindeutig bewiesen. Dennoch ist es wichtig, mithilfe einer gesunden Ernährung, der Reduktion von Stress und regelmässigen sportlichen Aktivitäten eine gesunde Darmfunktion aufrechtzuerhalten.

Andere Krankheiten des Verdauungstrakts

Nebst den bereits genannten Magen-Darm-Erkrankungen, können weitere Krankheiten in Frage kommen, welche mit ähnlichen Symptomen einher gehen können. 

Nahrungsmittelintoleranzen bzw. -unverträglichkeiten – beispielsweise gegen Milch und Milchprodukte – können ebenso zu Durchfall, Bauchschmerzen, Blähungen & Co. führen. Beim Small Intestinal Bacterial Overgrowth (SIBO) lassen sich die Beschwerden auf eine Vielzahl kolonischer Dünndarm-Bakterien zurückführen.

Entstehen, meist im Dickdarm, aufgrund eines Nikotinkonsums, Übergewicht, mangelhafter Ernährung oder zu wenig Bewegung, Ausstülpungen (sogenannte Divertikel), kann eine Divertikulose vorliegen.
Tumore wie das Kolonkarzinom im Dickdarm, Rektumkarzinom im Mastdarm oder kolorektales Karzinom in beiden Därmen, gehören zu den Magen-Darm-Beschwerden, die keiner kennenlernen möchte.

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