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Fibromyalgie

28. Juni 2023, Nadja In-Albon

Das Fibromyalgie-Syndrom

Schätzungen zufolge sollen in der Schweiz rund 40.000 bis 400.000 Menschen von der Krankheit betroffen sein, welche sehr komplex und von starken Schmerzen geprägt ist. Das Fibromyalgie-Syndrom ist eine Erkrankung, die typischerweise in Schüben auftritt und in diesem Zuge permanente Schmerzen mit sich bringt. Aussichten auf eine vollständige Heilung bestehen für Betroffene kaum, wohl aber eine Linderung der Symptome. Die chronische Schmerzerkrankung verläuft häufig schwer und lässt sich auf keinen spezifischen Auslöser gesichert zurückführen. Das erschwert die Diagnostik erheblich und macht eine Therapie zu einer grossen Herausforderung. Dennoch lassen sich Faktoren, die Fibromyalgie begünstigen können, nennen.

Fibromyalgie, was ist das überhaupt?

Bei Fibromyalgie handelt es sich um eine Erkrankung, die durch verschiedene Schmerzbilder charakterisiert wird. Hierbei können sich in den Gelenken, Muskeln und auf der Haut starke Schmerzen ausbreiten. Betroffene berichten auch von migräneartigen Zuständen. Im Fibromyalgie-Syndrom kommt eine Vielzahl an Symptomen zusammen. Welche es genau sind, kann sich bei jedem Patienten anders zeigen. Wörtlich übersetzt bedeutet Fibromyalgie "Faser-Muskel-Schmerz".

Was sind die Ursachen von Fibromyalgie?

So undurchsichtig wie der Gehirnnebel ist beim Fibromyalgie-Syndrom auch die Ursachenforschung. Wissenschaftler fischten lange im Trüben und sind sich noch heute uneinig, was genau hinter der schmerzhaften Erkrankung steckt. Vermutet werden unter anderem eine gestörte Schmerzverarbeitung im Gehirn. Selbst kleinste Reize können von Betroffenen schnell als starke Schmerzen empfunden werden. Möglicherweise liegen der Erkrankung aber auch körperliche und psychische Belastungen wie etwa persönliche Traumata, übermässiger Stress oder Übergewicht zugrunde. Eine genetische Disposition kann bei Fibromyalgie ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen. Wissenschaftler vermuten, dass es sich um eine Kombination aus mehreren Ursachen handeln könnte.

Wie kann man eine Fibromyalgie feststellen?

Die Diagnostik der Fibromyalgie gestaltet sich aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Symptomen ausgesprochen kompliziert. Leider kommt es oft vor, dass Patienten mit ihren Beschwerden nicht ernst genommen werden. Vielmehr ist in der Ärzteschaft der Glaube an eine Einbildung der Beschwerden weit verbreitet. Tritt Fibromyalgie erstmals auf, entwickeln sich die Schmerzen zu Beginn meist schleichend. Laborwerte – etwa durch ein umfassendes Blutbild – und Röntgenbilder lassen sich bei einer Fibromyalgie zu einer Diagnose nicht heranziehen. Umso wichtiger ist es für Mediziner, sich für das Krankheitsbild zu sensibilisieren, ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten zu suchen und einen Fibromyalgie-Symptom-Fragebogen auszugeben. Nach dem Ausschlussdiagnoseverfahren lassen sich die facettenreichen Symptome schlussendlich häufig auf Fibromyalgie zurückführen.

Die ACR-Kriterien 1990 und 2010

Um den Weg zu einer gesicherten Fibromyalgie-Diagnose zu ebnen, hat die Amerikanische Gesellschaft für Rheumatologie (ACR) bereits 1990 erste Kriterien herausgegeben und diese dann im Jahr 2010 aktualisiert.

ACR-Kriterien 1990:
In ihrer ursprünglichen Fassung lauteten die ACR-Kriterien auf Schmerzen, die in drei oder mehr Körperregionen wahrgenommen werden. Unabdingbar dabei sind Schmerzen in Teilen des Rückens bzw. im ganzen Rücken (beispielsweise im Bereich der Hals-, Brust- und/oder Lendenwirbelsäule) oder im vorderen Brustkorb. Gesellen sich hierzu links- oder rechtsseitige Schmerzen im Arm und Bein – ober- und unterhalb der Taille – kann ebenfalls von Fibromyalgie ausgegangen werden.
Weiterhin sah die ACR für die Diagnose eine Schmerzbelastung von mindestens 11 (von insgesamt 18) ausgesuchten Körperpunkten vor. In vielen Fällen handelt es sich dabei um die Übergänge zwischen Muskeln und Sehnen. Empfinden Patienten Schmerzen, wenn der behandelnde Arzt mit einer Daumen-Druckkraft von 4 Kilogramm auf einen solchen Punkt einwirkt, sieht die ACR Fibromyalgie als veritable Diagnose an. Des Weiteren sind andere Erkrankungen, auf die sich derartige Beschwerden zurückführen lassen, auszuschliessen.

ACR-Kriterien 2010:
Um auf Fibromyalgie hinzudeuten, heisst es in der Neufassung der ACR-Kriterien aus dem Jahr 2010, dass die ausgebreiteten Schmerzen einen regionalen Schmerzindex von mindestens 7 haben müssen. Für eine gesicherte Diagnose hat ausserdem die Symptomschwere bei mindestens 5 zu liegen.
Alternativ heisst es, dass – sofern die Schmerzen mit einem Indexwert von mindestens 5 weniger ausgebreitet sind – Fibromyalgie dann vorliegen kann, wenn die Symptome mit einem Wert von mindestens 9 sehr heftig ausfallen. In ähnlicher Stärke müssen die Symptome für einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten auftreten und dürfen nicht durch andere Erkrankungen hervorgerufen werden.

Sowohl Schmerzbereich, als auch die Symptom-Schweregrad-Skala sind nach den Kriterien der ACR entscheidende Faktoren, die auf eine Fibromyalgie hindeuten. Weiterhin müssen charakteristische Symptome wie Konzentrationsprobleme, Erschöpfung und Morgenmüdigkeit eine Rolle spielen. Gleiches gilt für Magenschmerzen oder -krämpfe, Kopfschmerzen und Depressionen. Erreichen diese Symptome den für eine Fibromyalgie typischen Schweregrad und bestehen sie – zusammen mit den Schmerzbildern – über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten, ist laut ACR von Fibromyalgie auszugehen.

Typische Symptome von Fibromyalgie

Erkenntnisse zu charakteristischen Fibromyalgie-Symptomen lassen sich aus bereits erfolgten Diagnosen ziehen. Hierzu gehören massgeblich Müdigkeit bzw. Fatigue, schnelles Ermüden, ein allgemeiner Antriebsmangel und eine verminderte Belastbarkeit. Bei Belastung ist der Körper nur verzögert in der Lage, sich zu erholen. Weiterhin suchen Schlafstörungen Fibromyalgie-Geplagte heim. Ein allgemeines Gefühl steifer Gelenke – insbesondere Morgensteifigkeit – ist für diese Schmerzerkrankung typisch. Hinzu kommen der als Gehirnnebel bekannte "Brainfog", Gedächtnis- und Konzentrationsschwäche sowie Wetterfühligkeit. Bei etwa 30 bis 50 Prozent der Betroffenen treten psychische Störungen wie Angst oder Depressionen ein. Weiterhin können verstärkte Menstruationsbeschwerden, Tinnitus und Sehstörungen sowie Ödeme eine Rolle spielen. Das Gefühl von Hand-, Fuss- oder Gesichtsschwellungen lässt ebenso wie vegetative Symptome in Form kalter Hände bzw. Füsse auf Fibromyalgie schliessen. Ist bei Patienten eine erhöhte Geräusch-, Licht-, Hitze-, Kälte- oder Berührungsempfindlichkeit gegeben, kann ebenfalls Fibromyalgie vorliegen. Trockene und überempfindliche Schleimhäute, Reizdarm und -magen sowie Nahrungsmittelunverträglichkeiten ergänzen die lange Liste an möglichen Leiden.

Faktoren, die Fibromyalgie begünstigen

Begünstigende Faktoren einer Fibromyalgie können ein Übermass an negativ empfundenem psychischem und/oder körperlichem Stress sowie eine genetische Veranlagung sein. Ebenso können Charaktereigenschaften wie ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein, Selbstkritik, ein grosses Bedürfnis zur Unterstützung Anderer, die Unterdrückung eigener Emotionen und Bedürfnisse relevant sein.
Für Betroffene und Angehörige stellt sich die Frage: Kann man Fibromyalgie heilen? Grundsätzlich ist dies aufgrund der komplexen Sachlage nach heutigen Erkenntnissen zu verneinen. Im Vordergrund stehen deshalb die Linderung der Symptome und eine bestmögliche Verbesserung der Lebensqualität. Möglicherweise spielen auch seelische oder körperliche Traumata wie sexueller Missbrauch oder ein Unfall bei Fibromyalgie eine Rolle. Weiterhin gelten bestimmte Infektionen, Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel als potenzielle Auslöser.
Um die Fibromyalgie-Behandlung zielgerichtet in die Wege zu leiten, ist es wichtig, bei Ausbruch des Syndroms konkrete Beobachtungen anzustellen. Ist die Stressbelastung erhöht, trifft sie auf eine verringerte Fähigkeit zur Anpassung und Regulation. Auch als mitochondriale Dysfunktion bezeichnet, leiden Betroffene möglicherweise an einer erworbenen Fehlfunktion der zellulären Gewinnung wichtiger Körperenergie. Markant für die physische Ebene ist ein deutlich erhöhtes Mass an oxidativem Stress.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten stehen ebenso mit Fibromyalgie in einem engen Zusammenhang. Darüber hinaus weisen die Endungen feinster Haut- und Muskelnerven Veränderungen auf. Ausserdem lassen sich bei Betroffenen im Bereich der schmerzleitenden Fasern Schäden erkennen.

Wie wird Fibromyalgie behandelt?

Da im Hinblick auf die Ursachen von Fibromyalgie nur wenig bekannt ist, existieren seitens der Schulmedizin keine Patentrezepte. Stattdessen liegt der Fokus auf der Steigerung der Lebensqualität und einzelnen Massnahmen zur Linderung der Schmerzen. Vielfach wird eine natürliche Behandlung bei Fibromyalgie bevorzugt. Ein möglicher Schlüssel sind multimodale Therapieansätze, die auf unterschiedlichen Ebenen arbeiten.

Medikamenteneinsatz bei Fibromyalgie

Von einer Medikamentenanwendung zur Linderung typischer Schmerzen und psychischer Beschwerden, welche in Eigenregie erfolgt, ist dringend abzuraten. Medikamenteneinnahme sollte in enger Abstimmung mit dem Arzt durchgeführt werden. Weiterhin sind Schmerzmittel lediglich bedingt hilfreich. Während Antidepressiva zeitweilig Wirkung zeigen können, gelten Präparate auf Basis von Kortison als ungeeignet. Bei Antirheumatika treten häufig Nebenwirkungen auf. Aufgrund ihres Gewöhnungseffekts ist auch von Schlaf- und Beruhigungsmitteln abzuraten. Vielmehr kann es hilfreich sein, sich darauf zu konzentrieren, Fibromyalgie natürlich zu "heilen".

Bewegungs- und Entspannungstraining

Um die Intensität der Fibromyalgie-Schübe zu verringern oder die Schubintervalle zu vergrössern, kann Bewegungs- und Muskelaufbautraining hilfreich sein. Um den geschwächten Körper nicht zu überfordern und nachhaltige Erfolge zu erzielen, ist es wichtig, mit einem solchen Training zunächst vorsichtig zu beginnen. Anschliessend kann es in kleinen Schritten gesteigert werden. Da die Krankheit neben körperlichen auch psychische Beschwerden mit sich bringt, bieten Entspannungstechniken wie Meditation, autogenes Training etc. ebenfalls Hilfe.

Die richtige Ernährung bei Fibromyalgie

Als hilfreich, um den für Fibromyalgie typischen Entzündungsprozessen entgegenzuwirken, können sich basische Kost und eine umfangreiche Flüssigkeitsaufnahme erweisen. Hierzu gehören Nüsse, Lein- und Chiasamen sowie naturbelassenes Obst und Gemüse. Letztgenanntes beinhaltet viele Enzyme, Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe, die einer Linderung der Beschwerden zuträglich sind. Auch können Nahrungsergänzungsmittel in Form von Vitalpilzen unterstützen.

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